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Heimatgeschichten – den Landkreis kennen lernen: „Die Heiligen Drei König‘ so hoch geborn“
Heimatgeschichten Sternsinger von Vötting 1989. Foto: Siegfried Martin
Ab Januar ziehen die Sternsinger wieder von Haus zu Haus, stimmen ihre Lieder an und erbitten freundlich Gaben. Feierlich führen sie einen Stern mit sich, der an jene Himmelserscheinung erinnert, die einst den Magiern aus dem Morgenland den Weg zur Krippe Jesu gewiesen hat. Das berichtet zumindest der Evangelist Matthäus, der allerdings noch nichts von drei bekrönten Fürsten namens Kaspar, Melchior und Balthasar wusste. Bereits in der Spätantike war aus den Magiern ein königliches Dreigespann geworden, erst im 6. Jahrhundert nach Christus setzten sich ihre Namen durch.
Vom frommen Spiel zum Straßentheater
Woher kommt aber der Brauch, dass junge Menschen, bunt verkleidet und geschminkt, singend von Haus zu Haus ziehen, um Geschenke zu erheischen? Und wie wurden aus den wohlhabenden Besuchern aus dem Morgenland, die den Heiland mit Gold, Weihrauch und Myrrhe bedachten, königliche Bittsteller?
Am Anfang standen wohl die Dreikönigsspiele, eine besondere Form des mittelalterlichen Weihnachtsspiels, das die Liturgie der Kirche bereicherte. Das Fragment eines gesungenen Dreikönigsspiels aus Freising findet sich in einer Handschrift des 9. Jahrhundert, die in der Bayerischen Staatsbibliothek München verwahrt wird. Sollte das nachträglich eingefügte Pergamentblatt mit dem Magierspiel so alt sein, wie die restlichen Teile des Bandes, wäre dies das älteste erhaltene Dreikönigsspiel im deutschsprachigen Raum.
Erst ab dem 16. Jahrhundert häufen sich Hinweise auf kostümierte Sternsinger, die von Haus zu Haus zogen und singend Gaben erbaten. In Deutschland erschienen ihre Lieder als Handschriften oder Druck-Erzeugnisse. Relativ schnell verbreitet sich diese Form des Dreikönigssingens über ganz Europa. Nicht immer war es jedoch fromme Andacht, sondern pure Not, die die Sternsinger antrieb.
Die ersungenen Naturalien und Münzen sicherten das Überleben verschiedener Bevölkerungsgruppen, die aus Bettlern, beschäftigungslosen Handwerkern, ehemaligen Soldaten und Schülern bestanden. Heterogen waren die Scharen der Sternsinger und dissonant der Klang ihrer Stimmen. Und so blieben vernichtende Urteile nicht aus.
„Ain ibls gesang“ notierte der Zellerar des Klosters Ettal 1578 nach dem Besuch eines Sternsingerensembles in sein Rechnungsbuch.
Zwischen Missfallen und Wohlwollen: Die Reaktion der Obrigkeit
Von Anfang an stand die Obrigkeit dem Brauch des Dreikönigssingens zwiespältig gegenüber: Aggressives Ansingen, Hausfriedensbruch und Raufereien zwischen konkurrierenden Sängerformationen führten zu restriktiven Maßnahmen. In der Pfalz verbot 1582 Kurfürst Ludwig VI. das Dreikönigssingen, nur arme Schüler durften sich weiterhin mit frommen Liedern ein Almosen verdienen.
In der geistlichen Stadt Freising hingegen erfreuten sich im 17. Jahrhundert die Heiligen Drei Könige der Wertschätzung des Klerus. Am Abend des Dreikönigstages erschienen Kaspar, Melchior und Balthasar hoch zu Ross mit großem Gefolge in der fürstbischöflichen Residenz, um vor dem Bischof ihre Gesänge anzustimmen. Bis ins frühe 18. Jahrhundert sind die festlichen Auftritte der reitenden Könige in Freising belegt.
Mit der Aufklärung verbreitete sich die Skepsis gegenüber derartigen Spektakeln. So unterband Fürstbischof Ludwig Joseph von Welden 1784 in der Stadt Freising den „lärmenden Gesang“ der Könige, die nach ihren Auftritten die eingesammelten Almosen in den Wirtshäusern vertranken. Boshaftes berichtete ein anonymer Verfasser über das Freisinger Sternsingen im Jahr 1800. Die Heiligen Drei Könige und ihre Gefolgschaft sangen demnach „ein jämmerlich Lied von der Geburt Christi“, um dann Geld, Semmeln und vor allem Bier einzusammeln.
Alter Brauch neu belebt
Damit war zunächst Schluss mit dem Sternsingen, die Romantik läutete allerdings eine Renaissance des alten Brauches ein. Überall entstanden neue Dreikönigslieder, die von guten Sängern vorgetragen wurden. Für Freising, Zolling und Oberhummel sind die Texte dieser Gesänge überliefert. In den 1860er Jahren zogen in den Dreikönigsnächten die Zollinger Ministranten nach der Vesper durch den Ort und erbaten mit ihren Klopfliedern Brot, Käse, Würste und Süßigkeiten. Die reiche Ausbeute wurde dann am nächsten Tag mit den bedürftigen Kindern des Dorfes geteilt.
Die Auswüchse und der Missbrauch des Sternsingens gehörten damit scheinbar der Vergangenheit an. Und seit 60 Jahren horten die Sternsinger endgültig nicht mehr für den eigenen Bedarf, sondern ausschließlich für andere Bedürftige. Seit 1959 organisiert nämlich das Kindermissionswerk der katholischen Kirche die Aktion Dreikönigssingen. Kinder und Jugendliche sammeln als Heilige Drei Könige Spenden für Hilfsprojekte in der ganzen Welt. Auch im Landkreis Freising beteiligen sich wieder zahlreiche junge Leute aus den Pfarrgemeinden an der diesjährigen Sternsingeraktion.
Vor 30 Jahren: Die Sternsinger aus Lerchenfeld und Vötting schwärmen aus
Durch den Schnee stapften in den späten 80er Jahren des letzten Jahrhunderts fröhlich die Sternsinger von St. Lantpert in Lerchenfeld. Ihre Kollegen aus Vötting hatten sich hingegen andächtig in der Pfarrkirche St. Jakob zu einem Gruppenfoto aufgestellt.
Wer die fotografierten Personen oder sogar sich selber erkennt, kann sich unter Telefon 08161/600-151 oder per E-Mail an bernd.feiler@kreis-fs.de im Landratsamt melden.
Es wartet eine kleine Überraschung.
Heimatgeschichten Sternsinger von Lerchenfeld 1989. (1) Foto: Siegfried Martin
Heimatgeschichten Sternsinger von Lerchenfeld 1989. (2) Foto: Siegfried Martin
Heimatgeschichten Sternsinger von Lerchenfeld 1989. (3) Foto: Siegfried Martin